Gottfried Wilhelm Leibniz war der letzte Universalgelehrte, der diesen Titel verdient. Als Mathematiker und Physiker, als Historiker und Sprachwissenschaftler, u.v.m. stand er an der Spitze der Wissenschaften seiner Zeit.
Er wurde am 21. Juni (nach dem im Deutschen Reich erst 1700 eingeführten Gregorianischen Kalender am 1. Juli) 1646 in Leipzig als Sohn eines Juraprofessors und einer Professorentochter geboren. Seine Eltern weckten früh ein Interesse an juristischen und philosophischen Problemen. Sein Vater war Jurist und Professor für Moralphilosophie (Ethik) und seine Mutter Tochter eines Rechtswissenschaftlers.
Der achtjährige Leibniz erlernte anhand der umfangreichen väterlichen Bibliothek autodidaktisch die lateinische Sprache. Zwölfjährig entwickelte er beim Durchdenken logischer Fragestellungen die Anfänge einer mathematischen Zeichensprache.
Mit 15 Jahren besuchte Leibniz die Universität seiner Heimatstadt, veröffentlichte mit 16 seine erste philosophische Schrift, legte mit 17 die erste philosophische Prüfung ab und wurde mit 18 Magister. Neben seinem Studium der Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig beschäftigte sich Leibniz intensiv mit Mathematik, Logik und Physik. In Leipzig wegen seines geringen Alters nicht zum Doktorat zugelassen, promovierte Leibniz 1667 in Altdorf zum Doktor, verzichtete aber danach auf eine akademische Karriere, da ihm die Entfaltung und praktische Anwendung seiner Fähigkeiten in den verkrusteten Strukturen einer Universität kaum möglich schienen.
Anschließend stand er bis 1672 im Dienst des Mainzer Erzbischofs. In politischer Mission 1672 nach Paris gesandt. Dort unterbreitete er dem „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. einen Plan für einen kreuzzugsähnlichen Eroberungsfeldzug gegen Ägypten, um ihn von den geplanten Eroberungskriegen in Europa abzubringen. Nebenbei nutzte Leibniz seinen vierjährigen Aufenthalt in der europäischen Metropole, um sich vor allem auf mathematischem Gebiet weiterzubilden.
1672/73 vollendete Leibniz seine Rechenmaschine für die vier Grundrechenarten. Daraufhin wurde er 1673 Mitglied der Londoner „Royal Society“. 1676 wurde er Hofrat und Hofbibliothekar in Hannover und 1691 auch Bibliothekar der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.
Ab 1685 reiste Leibniz im Auftrag des Welfenhauses durch Europa, um eine Geschichte der Welfen zu schreiben. Dadurch hatte er 1688 die Gelegenheit zu einer Audienz beim Kaiser Leopold I. in Wien. Dabei trug Leibniz seine Pläne für eine Münzreform, zum Geld-, Handels- und Manufakturwesen, zu der Finanzierung der Eroberungskriege gegen die Türken, zum Aufbau eines Reichsarchives und vieles andere vor. Doch es wurde ihm nur wohlwollende Aufmerksamkeit zuteil.
1700 wurden die Pläne für eine Preußische Akademie der Wissenschaften nach englischem und französischem Vorbild, unterstützt von der hannoverschen Prinzessin Sophie Charlotte, in die Tat umgesetzt. Die Akademie wurde in Berlin gegründet, Leibniz wurde deren erster Präsident. Um diesen Erfolg auszudehnen führte er 1704 in Dresden Verhandlungen über die Gründung einer sächsischen Akademie. Zur Errichtung weiterer geplanter Akademien in Dresden und Wien kam es nicht mehr, nicht zuletzt durch den Widerstand der Jesuiten.
Die Jahre 1712-14 verbrachte Leibniz in Wien, wo er 1713 zum Reichshofrat ernannt wurde. 1714 kehrte er wieder nach Hannover zurück, wo er seinem letzten Souverän Georg Ludwig von Hannover im gleichen Jahr die englische Königskrone verschaffte.
Leibniz beteiligte sich an Verhandlungen zur Versöhnung und Wiedervereinigung der reformierten christlichen Kirchen Deutschlands mit der katholischen Kirche, suchte aber auch im Bereich der natürlichen Theologie nach Übereinstimmungen zwischen der chinesischen und der europäischen Philosophie.
Seit 1711 war Leibniz wissenschaftlicher Berater des russischen Zaren Peter I., der ihn zum Russischen Geheimen Justizrat ernannte. Leibniz plante die Errichtung einer Akademie in St. Petersburg, erlebte aber nicht mehr die Ausführung dieses Vorhabens im Jahre 1724.
Neustädter Hof und Stadtkirche St. Johannis
Angesichts seiner intensiven praktischen Tätigkeit als Staatsmann hatte Leibniz kaum die Zeit, größere wissenschaftliche Werke zu schreiben. Vor allem seine aufwendigen Forschungen zur Welfengeschichte nahmen ihn jahrelang in Anspruch. Nur auf dem Gebiet der Philosophie existieren drei in sich geschlossene Werke: Neue Versuche über den menschlichen Verstand (1703), die Theodizee (1710) und die Monadologie (1714).
Leibniz starb in Hannover am 14. November 1716, in seinem 70. Lebensjahr, zuletzt vereinsamt und von einer langjährigen Krankheit gezeichnet. An seinem Begräbnis am 14. Dezember 1716 nahm niemand aus den Reihen der Hofgesellschaft und der Beamtenschaft teil. Die Grabplatte mit der Aufschrift OSSA LEIBNITII (die Gebeine des Leibniz) stammt von ca. 1774.
Seine größten Leistungen auf mathematischem Gebiet vollbrachte er bei der Entwicklung der Infinitesimalrechnung (1673-1675) und des neuartigen Differential- und Integralkalküls. Leibniz gilt als Erfinder des dualen Zahlensystems. Er leistete wesentliche Beiträge zur Ausbildung der mathematischen Zeichen- und Begriffssprache, z.B. geht das Integralzeichen auf ihn zurück. Seine wichtigsten Veröffentlichungen waren Nova methodus pro maximis et minimis (1684) und De geometria infinitorum (1686).
Die Leibniz-Gemeinschaft (offiziell: Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz) ist der Zusammenschluss deutscher Forschungsinstitute unterschiedlicher Fachrichtung.
Medienhaus Hannover
Dr.Ing.Franz Otto Kopp erläutert in der Leibniz-Ausstellung in Hannover im Juni 2006 anhand seines Nachbaus die Funktionsweise der Rechenmaschine, die G.W.Leibniz ab 1690 erfand und konstruierte.
6:28 Min.
Kamera: Ekkehard Kähne
Schnitt: Andrea Brücken, Andreas Scholz
Interview: Jesco Heyl (Stadtkind hannovermagazin)
Gitarrenspiel: Bernd Eisler
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